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«Ich bin froh, dass ich meine Klientinnen und Klienten auch in der ausserordentlichen Lage unterstützen konnte.»

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Saskia Buschbaum

Die ausserordentliche Lage durch das Corona-Virus forderte alle. Der Notlage folgend, reagierte die SIBU rasch, war kreativ und holte das Beste aus der schwierigen Situation heraus: Es wurden neue Wege gefunden, die Klienten und Klientinnen auch in der Zeit des ‹social distancing› weiter zu betreuen. Für den IKA-Unterricht im Rahmen der kaufmännischen Ausbildung entwickelte Saskia Buschbaum eine sehbehindertengerechte Adaption des Unterrichtens per Videokonferenz. Wir durften bei einer solchen Unterrichtslektion dabei sein.

Saskia Buschbaum ist ein grosser Aviatik-Fan und mag es, kleine wie grosse Flugzeuge zu fotografieren. Um interessante ‹Flieger› unter die Linse zu kriegen, ist sie schon mal bereit, ein paar hundert Kilometer zu überbrücken. Über das Fotografieren hinaus ist sie Co-Pilotin und hat kürzlich die Flugfunkprüfung absolviert. Ihr Fernziel ist der Pilotenschein. Heute dürfen wir Sie in ihrer Funktion als Informatiktrainerin bei der SIBU begleiten. Sie navigiert ihren Klienten Kelvin Meyrat, KV-Lehrling im 2. Lehrjahr, der sein Erlerntes anwenden und eine Excel-Gesamt-Prüfung absolvieren darf.

Die letzten Wochen waren geprägt vom Lockdown aufgrund des Corona-Virus. Plötzlich war ein direkter Klienten-Kontakt nicht mehr möglich. Die SIBU musste sich zuerst auf die neue Situation einstellen. Nach verschiedenen Tests mit Klienten entwickelte Saskia Buschbaum den Fernunterricht mit den Programmen Zoom und Skype. Saskia: «Der Fernunterricht via Zoom/Skype bietet mir die Möglichkeit, in Zeiten von ‹Social Distancing› trotzdem nah mit meinen Klientinnen und Klienten in Kontakt zu bleiben und sie per Videokonferenz so gut als möglich zu unterstützen». 

Die Klientninnen und Klienten optimal weiterbetreuen

Saskia ist in ihrem Home-Office top ausgerüstet: schnelle Internetverbindung, Notebook, ein grosser Bildschirm auf den sie die Aufgaben für ihre Klienten hochlädt und zwei iPads. Auf ihrem Computer hat sie die Skype Session mit den eigenen Dokumenten offen, so dass sie z. B. die Liste mit den Tastenkombinationen rasch öffnen und dem Klienten so helfen kann. Auf einem iPad hat sie die Bildschirm-Ansicht ihres Schülers. So kann sie mitverfolgen, was der Klient gerade macht und kann ihm, falls nötig, Anweisungen und Tipps geben. Über das zweite iPad stellt sie ihm per E-Mail zusätzliche Aufgaben zu, da der PC-Bildschirm so schon voll genug ist. Heute dürfen wir der Unterrichtslektion mit Kelvin Meyrat beiwohnen.

Sie ruft ihren Klienten über Zoom an. Anfangs ist das Empfangen verschiedener Töne etwas irritierend, also werden die Einstellungen so angepasst, dass nur ein Programm spricht. Zur Erklärung: Kelvin Meyrat arbeitet mit der Sprachausgabe Jaws, die Informationen auditiv verarbeitet. Dadurch besteht die Herausforderung, dass er ausser der Telefonstimme über Skype auch noch die auditiven Informationen von Jaws gleichzeitig verarbeiten muss.
Im Programm Zoom sieht Saskia den Bildschirm von Kelvin. Und eine Kamera ist zudem auf die Hände des blinden Klienten gerichtet, sodass Saskia Buschbaum sieht, welche Tastenbefehle eingegeben werden und bei Bedarf korrigierend eingreifen kann.
 
Heute steht eine Prüfungsaufgabe auf dem Programm. Im klassischen Unterricht wären alle Aufgaben auf einem Stick verfügbar. Der Klient wählt sich in die Zoom-Session ein und lädt die Dokumente auf seinen Bildschirm. Die Kommunikation erfolgt über Skype. Eine Excel-Gesamt-Prüfung muss gelöst werden. Auf einem Word-Dokument sind die Aufgaben vorgegeben, die er parallel im Excel-Programm lösen muss.

Aus Notlage das Beste gemacht

Die Klienten haben den IKA-Unterricht per Videokonferenz grundsätzlich geschätzt. Dennoch freuen sich wohl alle darauf, wenn der Unterricht wieder real am gleichen Ort stattfinden kann. So können sich Schüler und Fachperson wieder gegenübersitzen und es haben auch wieder allgemeine Themen rund um die Ausbildung oder die Bewältigung des Alltages Platz, die bei einem Austausch per Videokonferenz kaum zur Sprache gekommen wären.

Die Videokonferenzen hatten zwar gewisse Vorteile, zum Beispiel dass die Klientinnen und Klienten bei sich zuhause arbeiten konnten und nicht reisen mussten. Doch die Qualität der Betreuung ist im realen Kontakt letztlich auf einer anderen Stufe, weil sich beide Seiten nicht hinter einem Berg von Technik verstecken können und der Mensch mit seinen Stimmungen, Bedürfnissen und Sorgen noch viel deutlicher spürbar wird.

Kelvin Meyrat: «Der Fernunterricht funktioniert sehr gut. Doch natürlich schätze auch ich es, wieder mit der Unterrichtsperson im direkten Kontakt zu sein.»